Prof. Dr. Theodor Schmitt

Musikhistorische Vortagsreihen

an der Hochschule München

Vorlesungsreihe Wintersemester 2022/23

Dienstags 14-tägig

Beginn: 11. Oktober 2022, 18.00 Uhr

Großer Hörsaal G 001 Lothstraße 34

STRAWINSKY

Aufbruch in die musikalische Moderne

Links zu den in den Vorträgen
gezeigten Videos:

 

  Feuervogel

 

  Petruschka

 

  Le Sacre du Printemps

„Meine Musik ist kühl, klar und prickelnd wie ein Champagner extra-dry.“

(Igor Strawinsky)

Igor Strawinsky (1882-1971) wurde durch einen Skandal berühmt. Als sich bei der Uraufführung seiner Ballettmusik „Le Sacre du Printemps“ 1913 in Paris einige Zuschauer über die als „barbarisch“ empfundenen Rhythmen und Klänge laut empörten, griffen einige Musiker zur „Selbsthilfe“ und attackierten ihrerseits das Publikum, auch handgreiflich. Fast zur selben Zeit verursachte auch in Wien ein Komponist mit neuartiger Musik einen Eklat: Arnold Schönberg, der Erfinder der atonalen „Zwölftonmusik”. Schönberg und Strawinsky waren die führenden Köpfe der musikalischen Avantgarde um 1910. Ihre skandalumwitterten Werke dieser Zeit spiegeln in verschiedener Weise Tendenzen des musikalischen Expressionismus. Während Schönberg jedoch in der Folge bei seiner streng atonalen Kompositionsweise blieb, überraschte Strawinsky die Musikwelt mit ebenso geistreich-witzigen wie stilistisch variantenreichen Kompositionen, die klassische Formen mit einer neuen Art von Klanglichkeit verbanden („Neoklassizismus“).

 

Strawinsky war ein Komponist, der gerne provozierte, der Sinn für Humor hatte und der vor allem stets auf der Suche nach neuen Ideen war. Wie sein Freund Pablo Picasso ließ er sich von den verschiedensten geistigen Strömungen seiner Zeit inspirieren und komponierte in allen nur denkbaren musikalischen Gattungen und Formen – bis hin zu Adaptationen von Jazzmusik oder einer Circus-Polka „für ein Elefantenballett”.

Neben der Betrachtung von Strawinskys Werk und Persönlichkeit versteht sich die Vorlesung als allgemeine Einführung in die musikalische Moderne des 20. Jahrhunderts, insofern neben Strawinsky und Schönberg weitere bedeutende Komponisten dieser Zeit vorgestellt werden und auch der wechselseitige Einfluss zwischen bildender Kunst und Musik ausführlich zur Darstellung kommt.

 

Themen

 

Strawinskys Leben, seine Persönlichkeit. Die Bedeutung des russischen Balletts für seine ersten Werke. Die großen Maler, Musiker und Schriftsteller in seinem französischen Freundeskreis. Die Merkmale impressionistischer und expressionistischer Malerei und ihre Strukturanalogien in der Musik dieser Zeit. Schönberg und Kandinsky: atonale Musik und abstrakte Malerei, Strawinsky und Picasso: polymetrische Musik und kubistische Malerei. Näher zu erörternde Werke Strawinskys:  „Der Feuervogel“, „Petruschka“, „Le Sacre du Printemps“ und „Die Geschichte vom Soldaten“.

 

Neben detaillierten Erörterungen zur Person und zum Leben dieses ungewöhnlichen Komponisten bildet wie immer die Betrachtung der Musik den Schwerpunkt der Vorlesung,  gestützt auf zahlreiche Audio- und Videoaufnahmen sowie durch Erläuterungen am Klavier.

 


Termine

 

11. Oktober 2022

• Biographie I: Jugendzeit – Jugendwerke (1882-1909)

• Der französische Impressionismus

• Debussy: „La Mer“

 

25. Oktober 2022

• Biographie II: Paris und Genf (1909-1920)

• Die Ballette „Der Feuervogel“ und „Petruschka“

 

08. November 2022

• „Le Sacre du printemps“

• Der Expressionismus in Malerei, Literatur und Musik

 

22. November 2022

• „Le Sacre du printemps“ (II)

• Der Expressionismus in Malerei, Literatur und Musik

• Strawinsky: „Die Geschichte vom Soldaten“

 

06. Dezember 2022

•  Klaviermusik,  Kammermusik,  Lied

 

20. Dezember 2022

• Schönberg und Kandinsky

• Biographie III: Frankreich (1920 -1939)

• Der Neoklassizismus: Strawinskys musikalische Vielfalt

 

10. Januar 2023

• Biographie IV: Amerika (1939-1971)

• Das atonale Spätwerk und Strawinskys Musikästhetik

 

Fakultät für Studium Generale
und
Interdisziplinäre Studien